Predigt am 1. Sonntag nach Trinitatis in der Laurentiuskirche Sch?naich
Predigt am 1. Sonntag nach Trinitatis in der Laurentiuskirche Sch?naich
Predigttext: Deuteronomium 6, 6-9 (VI. Reihe der Predigttexte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Israels Bekenntnis):
„H?re, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR allein.
Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.
Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen
und sollst sie deinen Kindern einsch?rfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst.
Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein,
und du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore“.
Gebet:
Tu auf den Mund zum Lobe dein,
Bereit das Herz zur Andacht fein,
Den Glauben mehr, st?rk den Verstand,
Da? uns dein Nam’ werd’ wohl bekannt. Amen.
Predigt:
Liebe Schwestern und Br?der, liebe Gemeinde,
Wir haben heute einen von den beiden wichtigsten Texten des Alten Bundes geh?rt. Diese zwei Texte waren f?r Jesus die Antwort auf die Versuchungsfrage „Was ist f?r Dich im Gesetz am wichtigsten?“. Das sind 5. Mose 6, 4-9, der Text, den wir geh?rt haben, und 3. Mos. 19, 18b: „Du sollst deinen N?chsten lieben wie dich selbst!“ Warum sagte ich, dass die beiden Texte, die wichtigsten in der Bibel sind? Dies k?nnen wir der Antwort Jesu entnehmen. Die Worte Jesu werden in der christlichen Kirche als das Vornehmste Gebot bekannt. Nichts ist in unserem Glauben wichtiger als dieses. Liebe zu Gott und Liebe zum N?chsten. Deswegen stehen die beiden Texte im Neuen Testament zusammen. Mit dieser Zusammenstellung antwortet Christus uns auf die Frage: „Wie sollen denn wir den unsichtbaren Gott lieben?“ Die Antwort ist klar und deutlich! Indem wir unseren sichtbaren N?chsten lieben lernen, ?ben wir, den unsichtbaren Gott zu lieben und dabei ihn in Wirklichkeit auch zu sehen. Ich w?rde Christentum als Lehre der Liebe benennen. Wo Liebe ist, da ist auch Christentum. Liebe ist also das Kriterium f?r das „Christlich Sein“ und „Christlich Werden“. In der unbegrenzter Vielfalt der Menschen, die in Liebe zu Gott und in Liebe zum N?chsten leben, zeigt Gott uns, dass andere Dinge und andere Kriterien f?r Ihn nicht entscheidend sein k?nnen. Liebe ist das Kriterium des Glaubens an Jesus. Liebe ist auch das Kriterium jeglicher Fr?mmigkeit, Seligkeit und Gl?cks im Leben. Ich glaube nicht, dass es reiner Zufall ist, dass das Wort „Liebe“ mit W?rtern wir „Leben“, „Laben“ und „Loben“ verwand zu sein scheint; aber auch mit den W?rtern „Leib“, „Gel?bnis“ und „Gel?bde“. Das stellt die Liebe ins Zentrum dieser wichtigen Menschlichen Realit?ten. Ohne Liebe gibt es nichts Gutes auf Erden, keine Freude, keine Stabilit?t. Ohne Liebe — alles Positive wird negativ… sowohl im privaten Leben, als auch in der Politik und im ?ffentlichen Leben. Demokratie z.B., die nicht mit Liebe verbunden ist, kann leicht zur Diktatur der Demokraten und damit t?dlich werden. Im Buch der Spr?che hei?t es „Liebe deckt alle Vergehen zu“. (Spr?che10, 12). Das passiert heute sehr selten, dass die Menschen bereit sind, das Vergehen der anderen mit Liebe zu decken. Die Biblische Moral unterscheidet sich aber von der weltlichen, der s?kularen: „Wer Fehler zudeckt, sucht Freundschaft; wer eine Sache weitertr?gt, trennt Freunde“. (Spr?che17, 9). Die Liebe ist aber das wichtigste Gesetz Gottes, das vornehmste Gebot. Sie ist Grundlage des biblischen Grundgesetzes und der biblischen Verfassung. Sie macht uns zu B?rgern eines nicht-irdischen Staates, des Staates Gottes. Die Liturgie der Ostkirche beginnt immer mit den Worten: „Gesegnet ist das Reich Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen“. Christus hat den Menschen von Gottes Reich gepredigt. Er sagte: „Das Gottesreich ist nahe herbeigekommen“. Dazu sagte er: „Metanoeite“, was bedeutet „Dreht euren Verstand um“. Das ist das, was gew?hnlich mit „tut Bu?e“ ?bersetzt wird (Matth?us 4,12). Christus wollte schon damals sagen: „Dreht euch um“ Schauet doch zu, das Reich Gottes ist hier“. Er will uns einladen, B?rger des G?ttlichen Staates „Civitas Dei“ zu sein. Und er ist K?nig dieses Reiches. Der Personalausweis dieses B?rgertums ist die Liebe und eine grenzlose Seligkeit. Kein Papier- und Plastikm?ll also, sondern Liebe und daraus erstandene Seligkeit und Wonne: „Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine J?nger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt. (Johannes 13, 35)“. Deswegen hat Jesus seine Predigt mit wichtigsten Bedingungen und Voraussetzungen einerseits und mit Ergebnissen des Lebens in der Liebe Gottes anderseits angefangen. Wir kennen es als die Seligpreisungen. In der alten Kirche hat man die Seligpreisungen, mit denen Christus seine Bergpredigt er?ffnet hatte, als Gesetz der Seligkeit genannt. Einzelne Seligpreisungen hat man „Gebote der Seligkeit“ genannt. Ungew?hnlich ist so eine Verfassung! Wunderlich ist so ein Grundgesetzt! „Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich“. Nicht denen Geh?rt das Reich Gottes, die heute und damals f?r die starken dieser Welt galten und gelten. Die anderen sind Besitzer des Himmlischen Reiches: „Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getr?stet werden. Selig sind die Sanftm?tigen; denn sie werden das Erdreich besitzen“. Ja, Sanftm?tigen und nicht die Hochm?tigen! Die da hungern und d?rsten nach der Gerechtigkeit, sie werden ges?ttigt, aber Ihre Wonne ist schon da! Die Barmherzigen sind selig, und sie genie?en die Barmherzigkeit Gottes. „Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. Selig sind die Friedenstifter; denn sie werden Gottes Kinder hei?en. Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schm?hen und verfolgen und reden allerlei ?bles gegen euch, wenn sie damit l?gen. Seid fr?hlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden“. (Matth?us 5, 1-12) Diese Verfassung stimmt nicht mit anderen weltlichen Verfassungen ?berein. Sie ist ganz anders. In meiner Heimatkirche werden die Seligpreisungen jeden Tag vorgelesen, weil es menschlich ist, im Alltag die Wirklichkeiten eines Irdischen Staates ernster zu nehmen, als die Wirklichkeit des Himmlischen Reiches. Aber das ist Voraussetzung, ein Christ zu sein. Mehrmals betonen auch die Apostel diese Tugenden in Ihren Schriften im Neuen Testament. Paulus sagt z.B.: “in aller Demut und Sanftmut, in Geduld. Ertragt einer den andern in Liebe“ (Epheser 4, 2). Ein Grundgesetz, das Liebe, Demut, Sanftmut und Geduld als Priorit?ten betonnt! Deswegen kommen die zwei Gebote der Liebe zu Gott und der Liebe zum N?chsten zusammen, denn wir k?nnen in der Liebe zu einander die Liebe zum unsichtbaren Gott ?ben und erfahren. Das ist das Wort der Schrift und das ist das Wort Christi. Daran glauben wir. Sowohl die Seligpreisungen, als auch andere Texte der Bibel zeigen uns eine besondere Wirklichkeit, wo Gott allein K?nig ist, wo weder Rechte noch Linke noch andere, sondern nur Gott allein Herr ist. Und das ist das Credo des Christentums. Sowohl religi?s, als auch politisch. Lasst uns im Aufbau der Liebe und Seligkeit das Reich Gottes aufbauen! Ich habe so eine gro?e Freude, diesen Text in heutigem Gottesdienst mit Ihnen zusammen zu h?ren. Denn, bevor ich nach Deutschland gekommen war, habe ich ?berlegt, was sage ich den evangelischen Christen als ein orthodoxer Priester. Und damals habe ich an die Worte Christi gedacht: eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erw?hlt; das soll nicht von ihr genommen werden…Genauso, wie die ber?hmte Geschichte aus dem Lukas-Evangelium von den zwei Schwestern Martha und Maria berichtet, so sagte ich mir: Nimm doch den besten Teil: Sprich von der Liebe zu Gott und von der Liebe Gottes zu uns. Sei Zeuge der Liebe Gottes. Ich habe mir vorgenommen, den Text als wichtigste Vorlage zu jeder Predigt zu haben. Und genau so, wie es im Text gesagt wird, immer von der Liebe Gottes in meinem Alltag zu sprechen: Du sollst den HERRN, deinen Gott, liebhaben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allem Verm?gen. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einsch?rfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder auf dem Wege gehst, wenn du dich niederlegst oder aufstehst, und sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Denkmal vor deinen Augen sein, und sollst sie ?ber deines Hauses Pfosten schreiben und an die Tore. Ich habe versucht, diese Worte jeden Tag mehrmals zu sagen. Das waren die sch?nsten Gottesbegegnungen in meinem Leben. Gott hat uns das Gebot, Zeugen der Liebe zu Ihm zu sein, gegeben, damit wir selbst immer seine Liebe neu erleben. Und diese Zeugen beschenkt er mit Seiner Liebe. Jetzt empfehle ich jedem, diesem Text und der Gottesliebe jeden Tag zu begegnen. Jedem: Dir, Dir, Dir, Dir… und Dir… wenn du in deinem Hause sitzt oder auf dem Wege gehst, wenn du dich niederlegst oder aufstehst, und sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sollen dir ein Denkmal vor deinen Augen sein, und sollst sie ?ber deines Hauses Pfosten schreiben und an die Tore. Wir sollen immer Zeugen des g?ttlichen Reiches der Liebe sein und davon immer und ?berall reden! Damit werden wir lernen, wie man immer an Gott denkt und ihn nicht nur in Worten liebt. Damit werden wir den passenden Moment ergreifen und am Kreuze unseres Leben zusammen mit dem guten R?uber, der rechts von Christus gekreuzigt wurde, rechtzeitig zu sagen: „Gedenke meiner, o Herr, wenn Du in Dein Reich kommst!“. Amen.
Wir singen das Lied 307 aus EG „Gedenke an uns, o Herr, wenn du in dein Reich kommst“.